Freitag, 3. Juni 2011

Vertan

Das war eine schwierige Geburt. Den Mann dazu zu kriegen, doch mal Klartext zu reden. Nach vielen sehr netten aber ungeheuer neutralen Antworten auf meine sms der Vorschlag meiner Therapeutin, ihn doch zu fragen, ob er überhaupt frei wäre. In dem Moment, als ich die sms abgeschickt hatte, wusste ich die Antwort. Das war hart. Weil ich die ganze Zeit ja nicht nur wegen mir gelitten hatte. Fast noch mehr hat mich belastet, dass ich ihm wehgetan habe und seinen Traum von den schönen Stunden mit mir zerstört habe. Mit meinem Scheiß komm ich schon klar, da muss ich einfach nur durch. Die Gedanken wegen ihm und die Unsicherheit, was er denn nun wirklich empfindet, waren viel schlimmer. Weil ich noch nicht gelernt habe, mich da nur um mich zu kümmern und dass die anderen genauso mit ihren Problemen zurecht kommen müssen, unabhängig von mir. Ich bin da ganz gut trainiert drin, die Probleme meiner gesamten Familie lösen zu müssen, das sitzt tief.

In guter alter Manier konnte ich es dann nicht lassen, ihn anzurufen. Und er ging ran! Allerdings habe ich wieder die falsche Frage gestellt, aber er hat sie eh nicht beantwortet. Das würde mich nicht weiterbringen. Klappe! Das entscheide immer noch ich. Aber gut.
Gestern dann tat ich mir morgens sehr leid und schrieb ihm, dass es nicht fair sei. Und huch, der Mann fühlte sich doch glatt so belästigt, dass er anrufen musste. Warf mir Stalking vor. Was denkt er? Wochenlang redet er nicht mit mir, dann ändert eine Nachricht mein ganzes Bewertungssystem und ich halte den Mund? Wie lang kennt er mich jetzt? Ich hab ihm gesagt, dass er doch gesehen hat, wie ich um uns kämpfe. Und da einfach weg zu sein, ohne Bescheid zu sagen fände ich unfair.

Er hätte mir vor 2 Jahren schon gesagt, dass er für uns keine große Zukunft sehen würde. Er aber toll fände, was ich grad mache und dass er mich ja mag und nett und höflich sein wollte, drum blieb er in Kontakt. Darauf ich, dass ich ihm aber immer klar gemacht hätte, dass es mir um deutlich mehr ginge.

Ich hatte noch eine Mail gespeichert, die ich ihm am Anfang unseres jetzigen Dramas geschickt hatte. Dass er wegbleiben soll, wenn er's nicht ernst meint. Dass ich genug Affären und schöne Stunden gehabt hätte das letzte Jahr (meine Internetmänner...) und dass ich von ihm deutlich mehr erwarten würde. Er sollte sich das gut überlegen. Seine Antwort? Ja, an die Mail könne er sich erinnern. Und dass er sich gewundert hätte, warum ich nach 2 Tagen wieder damit anfange. er hätte einfach gedacht, auf Dauer würde ich mich schon einbremsen.

HALLO? Ich musste echt lachen. Und hab ihm das auch geschrieben. Was haben wir doch aneinander vorbeigehofft! Er, dass er mit mir fröhliche entspannte Stunden mit tollem Sex und guten Gesprächen verbringen könnte. Er war ja bereit für eine Art Beziehung. Nur nicht verbindlich und auf ewig, aber solange halt die Traumfrau nicht da ist...Und ich, dass wenn ich nur lang genug friedlich bleibe und das genauso genissen könnte (hatte ich vor! Ehrlich!!!!), dass er dann auf den Geschmack kommt und mehr will. Und das Lustig-Traurige dabei ist, dass ich bei allen anderen Männern genau sehe, ob sie's ernst meinen oder nicht. Nur bei ihm, der am Anfang, vor 3 Jahren so in mich verliebt war, dass er nach dem ersten Date bei mir in der Wohnung schon gleich am liebsten halb mit ein paar Klamotten eingezogen wäre. Der wegen mir endlich eine Küche in seine Wohnung einbauen wollte, damit er mir Frühstück machen kann. Der dann aber nach 3 Wochen die erste Dosis unentspannte Frau abgekriegt hat und weg war.

Ich hatte sowas schon Mal. Vor 20 Jahren hatte ich mich, allerdings nicht so heftig, in einen Mann verliebt, der mir genau die Grenzen gesetzt hat wie er jetzt. Der hatte allerdings kein Problem damit, mir deutlich zu sagen, was er will und was nicht, hat gemeint, Gefühle sollten aus dem Spiel bleiben. Und ich hab mich drauf eingelassen. Es war eine tolle Zeit mit einem wunderbaren Liebhaber. Und jedes Mal, wenn ich nur aus Langeweile oder zum Spielchen spielen mich bei ihm gemeldet habe, hat er mich sofort durchschaut und mich ausgebremst. Als er's dann beendet hat, weil er mit einer anderen Frau doch eine Beziehung wollte, hat er mir dann um die Ohren gehauen, ich hätte ihm ja nie gesagt, dass er mir fehlen würde. Ich war erstaunt, aber er hatte Recht. So gefehlt hatte er mir nicht. Thorsten war über all die Jahre immer wieder mein Liebhaber, selbst wenn er grade eine Freundin hatte. Wenn er sagt, er hätte mich vermisst, versteh ich das richtig!

Bei IHM allerdings-so wie er mich dabei anschaut, anfasst, in den Arm nimmt und festhält...Wie er sagt, wenn er wieder weg muss, ich solle ihn aus dem Bett werfen, weil er sich sonst festkrallt an mir und nie wieder weggeht. Der riskiert, dass ich schwanger werde und das Baby haben wollen würde. Der das Wort 'Liebe' in den Mund nimmt und auch mal was von Heiraten gesagt hat. Der mich wirklich sehr gern hat und da keine so strengen Grenzen zieht-da ist es schwer, es nicht so zu interpretieren, wie ich es getan habe. Man spürt es, wenn so ein Satz ernst gemeint ist, und in diesen zärtlichen Momenten meint er es so. Wenn ich die Therapie schon früher gemacht hätte, könnte ich mich drauf einlassen. Allerdings sind genau diese halbherzigen Beziehungen, diese 'Hauptsache-nicht-allein' Beziehungen das, was mich so überhaupt nie interessiert hat. Auch der Gedanke, dass er dann die Traumfrau findet und wieder weg ist, ist blöd. Lieber ehrliche Affären. Für mein tägliches Leben brauch ich niemand, da bin ich gut allein unterwegs. In so einer Casual Beziehung würde ich mich vielleicht einsamer fühlen als jetzt.

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