Sonntag, 18. März 2012

Leben rückwärts gedacht

Einer meiner Lieblingssätze, von einem meiner liebsten Exfreunde geprägt: Man bereut doch immer am meisten das, was man nicht getan hat. Damit wollte er mich dazu bringen, mit ihm mehr Dinge zu tun, Neues zu wagen und was zu unternehmen. Er hatte damals keine Chance gegen eine hartnäckige Depression. Es war im Gegenteil sehr frustrierend zu wissen, dass er ja eigentlich Recht hatte. Allein, ich konnte nicht. Er hat es dann alles gemacht und immer getan und mich damit nur noch mehr verletzt als es meine eigene Unfähigkeit eh schon geschafft hat. Mit Medikamenten ging dann wenigstens ein normaler Alltag und obwohl ich immer drauf bestanden habe, die Künstlerin in mir zu hegen und pflegen und die komplette Normalität jenseits von manischen und depressiven Phasen nicht überhand nehmen zu lassen, reguliert sich das immer mehr. Dazu gehört eben auch die Erkenntnis, dass ich die Definition als Künstlerin für mein leicht exzentrisches Wesen nicht mehr unbedingt nötig habe. Ich bin fast glücklicher, wenn ich im Verkauf jemand durch eine gute Beratung überrascht und eben auch glücklich gemacht habe als an winzigen Sets in eine Ecke gequetscht die Dialoge aus grauenvoll zusammengeschusterten Scripted Reality 'Drehbüchern' hören zu müssen

Ist es denn wirklich spannender, Schauspieler, Models, Musiker zu treffen, sogenannte Promis, die sich im Idealfall als ganz normale Menschen herausstellen, nur ein wenig offener und kreativer? Im Idealfall...Denn kapriziöse Künstlerseelenkönnen auch richtig anstrengend sein. Und ja, 5 Tage an ein und semselben Ort zu arbeiten ist schwierig für mich. ich langweile mich schnell. Andererseits habe ich manchmal dank meiner übriggebliebenen Ängste halbe Panikattacken, wenn ich mal wieder vor einem neuen Team, einem neuen Set und einem neuen Anfahrtsweg stehe. Werde ich bereuen, den Gedanken an eine Karriere in den bildgebenden Medien aufgegeben zu haben?

Was wird wichtig gewesen sein am Schluß? Ich denke, die Menschen, die um mich sind. Eine langjährige Freundin meldet sich nicht mehr. Ich habe ihr glaube ich zu deutlich zu verstehen zu geben, dass ihr esoterischer Weg sie in meinen Augen nicht weitergebracht hat in den 18 Jahren, die wir uns kennen. Ich konnte nur nicht mehr dabei zusehen, wie sie sich selbst ohne Unterlass versucht zu verbessern, erneuern, umzukrempeln. Und mich und andere ständig in ihr Universum reinziehen wollte. Ich mag mich inzwischen ganz gerne und meine Mädels sind alle toll, egal, wieviele Macken sie haben. Ich möchte nicht immer diese offenen oder versteckten negativen Aussagen hören, die sie über sich selber treffen. Dazulernen, wachsen und werden ist alles ganz wunderbar. Ganz vorne steht aber einfach, lebe dein Leben. Du wirst erst hinterher wissen, ob es 'richtig' oder 'falsch' war. Und auch das beurteilst nur du ganz allein. Niemand sonst. Im Rückblick . Vorher schon zu urteilen, dass etwas eh schief gehen würde, das haben mir meine Eltern lang genug vorgelebt. Eingemauert sind sie und verstehen andere Lebensweisen nicht wirklich, schielen aber sehnsüchtig drauf.

Ich hätte es schwer bereut, mir das Spiel und vor allem das Fotoshooting mit meinem Ex verkniffen zu haben. Es war ein lustiger, anregender Nachmittag und ich hoffe, die Bilder sind gut geworden. Eine Stunde mit ihm ziehe ich jederzeit vielem anderen vor. Auch wenn die Gefahr besteht, dass mein Herz sich wieder zu weit öffnet. Ich hab nichts zu verlieren.

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