Samstag, 9. Juni 2012

Never let them see you sweat

Oder auch: Egal wie sehr es dich ankotzt, behalte es für dich.

Gilt nicht nur für Liebhaber, Exfreunde oder Affären. Trifft auch zu bei ChefInnen, Feinden, KollegInnen...

Mit der antiautoritären Erziehung hat auch die Unsitte angefangen, die eigenen Befindlichkeiten jedem unsortiert um die Ohren zu hauen und ohne Rücksicht auf den Schaden für sich selbst und andere mit Wahrheiten um sich zu schmeißen. Vorbei die Zeiten von 'sagt man nicht' 'tut man nicht'. Und das ist auch gut so. Bittere Wahrheiten in sich reinzufressen führt nur zu Magengeschwüren. Allerdings kann es sehr nützlich sein, sich ein wenig zu disziplinieren. Etwas, das zugegebenermassen ziemlich aus der Mode gekommen und irgendwie langweilig ist, weil es dann doch das Drama im Leben reduziert. Und wer wüßte das besser als ich, ewige Dramaqueen? Starke Worte, harte Beurteilungen, schnelle Konsequenzen-hab ich vom Papa gelernt. Schnelles Handeln ist mit Sicherheit eine Tugend, führt aber genausoschnell oft in die Irre. Denn man verrät sich dabei selbst. Oder noch genauer, man verrät mit übereilten Reaktionen oft Emotionen, die nur für den einen kurzen Schreckmoment gelten und 10 Minuten später, wenn der Verstand wieder einsetzt, ist die Bewertung einer Situation und damit meiner Reaktion vielleicht schon wieder eine ganz andere.

Impulskontrolle ist das Stichwort. Oder Besonnenheit. Oder einfach Nachdenken, nachfühlen. Um was geht es, was macht es mit mir. Wechselbad der Gefühle. Manchmal kann es sinnvoll sein, die Kontrolle zu verlieren und jemand anzubrüllen. Macht sich bezahlt bei Menschen, die nur die Sprache der hemmungslosen Launenhaftigkeit verstehen, so wie in 'Psychopatische Möchtegernchefinnen'. Die hat seit meinem Wutanfall auf offener Straße Angst vor mir und läßt mich überwiegend in Ruhe, ja, ich scheine damit sogar so etwas wie Respekt bei ihr erbrüllt zu haben. Hat sie gemeint, sie wär die einzige Böse im Laden? Oh nein meine Liebe, ich kann das auch. Ich hab mich nur irgendwann in den Griff bekommen. Weil ich netten Menschen nicht weh tun will. Oder sie erschrecken. Das brauchen nur so Wahnsinnige wie sie.

Alle anderen stehen dann doch mehr auf kleine Dosen Lizzie. Das ist aber nicht der einzige Grund, um mich hin und wieder extrem zurückzuhalten. Bei meiner Chefin habe ich es noch zufällig richtig angewendet, all die Jahre Beobachtung und Runterschlucken gebündelt in dem Moment rausgelassen, als sie nicht damit gerechnet hat. Nie hätte sie so etwas für möglich gehalten, diese Explosion! Das Überraschungsmoment war überhaupt das Beste dran, ihr Gesicht und ihre Verzweiflung haben mir MACHT gegeben. Und genau DARUM geht es.

Wer sich beherrscht, hat die Kontrolle und die Macht über eine Situation. Die anderen agieren, geben sich Blößen und kämpfen. Wenn man es dann schafft, ruhig und besonnen zuzuhören, lernt man eine Menge. Und wenn man sich dann noch die Zeit nimmt, geschickt eine Antwort zu formulieren statt aus der Emotion heraus zu reagieren, dann vermeidet an die Dinge, bei denen man hinterher nur aufstöhnen und sich wünschen kann, man hätte sie nie nie nie gesagt. oder geschrieben.

Ich finde es nicht lustig, wenn er mit ihr Campen geht. Fotos von 2 Stühlen vor der Zelttür und ordentlich abgestellten 2 Paar Badelatschen postet. Ich habe keine Ahnung, ob er das jetzt mehr für sich selbst macht, um sich zu beweisen, dass er eine Beziehung hat. Ob er mir damit was sagen will oder es einfach nur witzig findet. Ich fand es Scheiße. Und zugleich werde ich das Gefühl nicht los, das hier die ersten Spatenstiche für ein Beziehungsgrab gemacht werden. Ja, er war immer auch in der Natur unterwegs, in den Bergen, auf Hütten. Da wo's Bier und Party gibt. Kommentare von Freunden, dass er ja jetzt unterm Weiberregiment stehen würde und ein Foto von der Dauercamperhölle zeugen nicht grade von Spaß und Freude. Und jedes Wochendene Grillen mit Freunden aufm Land. Hat er vorher nie gemacht, genausowenig wie ich. Schlicht, weil ich nur einen Freund mit Grill hier in München habe? Es hat mich einfach nie interessiert. Sonst hätte ich Freunde, die das tun. Während ich also damit kämpfe, wieder mal, dass er nie soviel Zeit mit mir verbracht hat, dass wir uns fast immer nur in der Horizontalen getroffen haben und ich nicht mit ihm und seinen Spezln Partx gemacht habe, hockt er im Regen im Zelt. Wer von beiden wollte eigentlich an den Chiemsee? Meine Heimat?

Ich hätte früher mit Sicherheit eine böse Nachricht geschickt. Wahrscheinlich sogar aufs Handy, was er ja nicht möchte. Ich auch nicht, wenn sie so eine sms finden würde, wär die schöne Affäre ja hinüber...So habe ich nur bei Facebook kommentiert, dass ich am Wochenende eventuell auch da wäre. Und glücklicherweise nicht campen müßte.

Denn auch wenn ich gerne Zeit mit ihm verbringe-CAMPEN ist das letzte, auf was ich neidisch bin! Bei starhlendem Sonnenschein irgendwo in Italien in der Sonne. Kann man drüber reden. Aber für 2 Tage nur 100km weit im Regen???? Tagesausflug ist auch noch schön, aber im Zelt. Bitte nicht.

Aber nie nie nie wird er erfahren, in welche Zweifel und Überlegungen mich das wieder gestürzt hat! Das löst ja schon die Grundsatzfrage aus, wie weit ich mich auf das Ganze weiter einlasse, ob ich stark genug bin um das drüberzustehen und einfach die Stunden mit ihm geniesse, ohne es oder ihn mir zu nahe gehen zu lassen. Und das, obwohl der Entschluß ja feststeht. Es wird ausgereizt, ich will den Bonus von all dem Hin und Her in Form von Mindblowing Sex und sonst nix! Ich will mich auf die neue Richtung im Job konzentrieren, neue Sachen anfangen. Neuer Mann hat da keinen Platz, Joyclub ist schon zu aufwändig, also nehm ich ihn. Oder keinen. Ich habe durch den ganzen Krampf im Laden soviel über mich gelernt und mich so verändert, dass ich tatsächlich stark genug bin, dabei richtig Spaß zu haben. Und wenn ich mal einen Durchhänger habe, dann ist der hormonell bedingt, da kamen PMS und Erkältung zusammen, das zählt nicht!

Und genau das ist der Punkt. Heute finde ich seine Fotos und seine Freundin unglaublich albern und freu mich drauf, wenn er wieder hier ankommt. Wenn ich mich auf einen kurzen Zustand der Unzurechnungsfähigkeit eingelassen und aus einer temporären Verwirrung heraus gehandelt hätte, wäre es wie damals, als ich vor seiner Tür stand und sie eintreten wollte. Ich hätte hinreichend bewiesen, dass ich labil, schwach und unzuverlässig launenhaft bin. Da geht es nicht drum, mal ein bissl zickig zu sein oder einen schlechten Tag zu haben. Klar verzeihen Männer auch mal ein bisschen Drama, aber ausflippen geht gar nicht. Und zuviel von diesen Schwächen preisgeben macht einen unglaubwürdig. Ich möchte ernst genommen werden. Ich führe mir Beispiele aus meiner Arbeit vor Augen, wo sich ein paar schwule Jungs grade extrem in die Nesseln gesetzt haben und jeder nur noch den Kopf über sie schüttelt und sie meidet. Ich möchte ein anderes Bild von mir vermitteln. Ich bin erwachsen, ich muss nicht heulen wenn ich was will. Es muss reichen, wenn ich einmal deutlich was sage. Und das hat es auch immer schon, ich konnte das ja ganz gut. ich hab's nur selber nicht mitgekriegt und gedacht, ich müßte noch mehr sagen. und das war dann zuviel.

Lass sie nicht die Kämpfe sehen. Dafür sind gute Freunde, Freundinnen da. Mit denen kann man alles analysieren und da kann man heulend anrufen und audflippen. Den Männern oder den Kollegen sollte man besser keine Angst machen. Und ein Mann, der mich lange genug kennt, weiß auch so, was in mir vorgeht. Er kann sich denken, dass das nicht leicht ist für mich. Aber solang er sich noch ein klitzkleines bisschen fragen muss, ob es mir nicht vielleicht doch egal ist, kann ich seinen Jagdinstinkt kitzeln. Er soll sich nicht zu sicher sein.

Um das Geheimnisvolle geht es. Ein bisschen nicht ganz fassbar, durchschaubar zu sein. Macht sich gut. Den Rest regelt der Coach!

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