Samstag, 30. Juni 2012

Freiheit die ich meine

Ich bin frei!

Seit gestern ist die Chefin aus der Hölle Geschichte! Nie wieder hat die Alte mir was zu sagen! Die letzten beiden Tage habe ich meinen Spind und mein Fach in der Teeküche geräumt, gestern fühlte es sich fast schon wie Flucht an. Bloß alles raus hier, weg damit, packen und gehen. Und ich hab mich nicht einmal umgedreht, kein Wort des Abschieds. Gut, morgen gibt es nochmal ein vom Vorstand gesponsertes Teamfrühstück im Hotel, das hat mich gerettet, etwas dazu sagen zu  müssen. Und ganz aus der Welt bin ich ja nicht, die Firma bleibt ja dieselbe, manchmal werde ich da auch noch aushelfen. Nur Verantwortung muss ich keine mehr übernehmen. Für eine lügende, manipulierende dumme Person, die alle Fehler im Buch macht, die man zwischenmenschlich und fachlich so machen kann.

Sentimental bin ich nach dem Piccolöchen, den ich mir zur Feier des Tages gemütlich allein zuhaus gegönnt habe dann doch geworden. Einfach, weil ein Lebensabschnitt zu Ende geht. 7 Jahre. Weil ich mich so verändert habe, mich verändern mußte durch den ganzen Scheiß. Manchmal kenn ich mich kaum wieder, so stark bin ich geworden! Eine ungewohnte Rolle, nicht mehr verzweifelt schimpfend und sich ohnmächtig fühlend die Macht anderer Menschen über mich ertragen zu müssen sondern die Verhältnisse umkehren zu können, das ist schon ein bisschen unheimlich.

Die Entscheidung, wie ich mich fühlen möchte, liegt ganz bei mir. Ich kann mich auch endlos über meinen Lover ärgern, wenn der mal wieder nicht antwortet. Ihm Beschwerdemails schreiben und dann wieder genervt auf Antwort warten. Oder drauf vertrauen, dass er es durchaus registriert, dass ich nächste Woche zwei Tage frei habe und sich dann melden wird, wenn er Sex haben will. Ich könnte jetzt auch, was ich früher natürlich getan habe, nachhaken und ihm drohen, dass ich halt dann die Tage anders verplane, sollte er sich nicht melden. Auch damit begebe ich mich wieder in eine Abhängigkeit, aber möchte ich mich von der wenigen Zeit die er hat in meiner eigenen beschränken lassen? Nein. Und das habe ich auch immer versucht, versucht, 'mein' Ding durchzuziehen auch ohne ihn. Allerdings immer mit der Hoffnung im Hinterkopf, dass er dann schon ankommen würde. So bissl Trotzköpfchen. Ich mach das jetzt extra wegen dir!!!!!!!

Ja wer bin ich denn, wegen oder trotz eines Lovers irgendwas zu tun oder nicht zu tun? Wieso können andere Menschen bestimmen, wie ich meine Freizeit verbringe? Chefin ist bescheuert und nervt? Lover ist kompliziert? Sollen sie doch. Ich lass es mir gutgehen. Ich sehe durchaus, dass beide mit ihrem Leben nicht glücklich sind. Ich könnte beiden ein paar Tipps geben. Gut, der Ex hat ja sogar im Lauf der Zeit was gelernt aus meinen Predigten, aber das war anstrengend für mich, mir soviel Kopf zu machen. Und mit Reden kann man so jemand eh nicht erziehen. Ich glaube aber fest daran, dass sich alle Menschen ändern können, wenn es ihnen wichtig genug ist. Nur hab ich aufgehört zu reden und zeige meine Grenzen jetzt anders auf, und dadurch verändert sich auch der Umgang dieser Menschen mit mir. Meine Chefin hat sich nicht mehr oft gewagt, mich direkt zu nerven. Ihre Art ist anstrengend, aber so, wie sie mit den anderen redet, das traute sie sich bei mir nicht mehr.

Und statt dem Ex jetzt Brücken zu bauen und ihn damit in Zugzwang zu setzen, bleibe ich lieb, aber konsequent. Er hat diese Woche keinen Sex mit mir, weil er einfach zu spät dran war. Wenn es ihm wichtig genug ist, wird er sich kümmern, dass er vielleicht früher Bescheid gibt. Er macht das ja nicht absichtlich. Er ist halt so. Er kriegt's nicht hin und ärgert sich selber am meisten drüber. Punk halt.

Und so selten ist das ja nicht, ein klassischer Mann. Kommunikation nur wenn's um was geht. Die erste wichtige Lektion: Nicht persönlich nehmen.

Die Zweite: Wenn's für mich paßt, nicht mit Gewalt absagen. Ich habe ihm zwei Tage genannt, wenn er sich da meldet, dann darf er gern kommen. Und da gibt es dann auch kein Nachtreten, meckern, hätte würde sollte. Nur ein 'schön dass du da bist'. Ich versau mir doch den Fick nicht mit schlechter Stimmung!

Die dritte:Männer sind nicht dumm! Die  Jungs WISSEN GANZ GENAU dass wir es nicht lustig finden, wenn sie sich zu selten melden. Sie wissen, wie es geht. Theoretisch. Sie kennen unsere Erwartungen. Muss frau nicht wieder und wieder durchkauen. Und in dem Fall hab ich es wirklich oft genug....

Es ist ein bisschen wie Dressur. Richtiges Verhalten belohnen, schlechtes ignorieren. oder besser, SIE ignorieren, wenn sie sich nicht so verhalten, wie wir es möchten. In ihrem ureigenen Interesse werden sie dann schon dafür sorgen, dass sie zu ihrem Spaß kommen. Und mit Ignorieren meine ich auch genau das. Zur Kenntnis nehmen, weitermachen, vergessen. Nicht ärgern, beleidigt sein, schwach fühlen, all das gibt ihnen schon wieder zuviel Macht.

Regel Nummer 4: Warum sollte ich mir mein hübsches Köpfchen darüber zerbrechen, was er denken könnte??? Warum sollte ich mich nicht trauen, klar zu sagen, was ich will, nur weil er damit ein Problem haben könnte? Kann sein, er arbeitet nächste Woche durch. Dann kann es sein, dass er keine Zeit hat. Kann aber auch sein, dass er es trotzdem schafft, Zeit zu schaffen. Passend zur EM-der Ball ist in seiner Hälfte. Ich muss nicht auch noch nen Pfeil dazumalen und mit Trillerpfeife den Weg weisen. Einmal vorgeschlagen, jetzt soll er was damit machen. Die Ansage ist ergebnisoffen. Auch kein 'wenn nicht dann'.

Allein daran kann frau sehen, wie wichtig sie ihm wirklich ist. Und es auch ertragen, wenn es sich herausstellt, dass es nur ging, weil sie sich immer Mühe gegeben und gemacht und getan und Gelegenheiten geschaffen hat. Auch dass muss man dann ertragen. Denn jetzt für 'richtiges' Verhalten die Belohnung zu erwarten. zu erwarten, dass er sich dann schon ändern wird, wenn Frau nur alles richtig macht, auch das ist ja schon wieder Ohnmacht. Nichts darf frau für IHN oder wegen ihm tun. Nur für sich selbst. Ich möchte anders behadelt werden? Dann muss ich anders handeln. Und wenn er damit nicht klarkommt, geht es halt nicht. Ich darf keine Angst haben, dass er nicht wiederkommt.

Konfuzius sagt, Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.

Und mit freilassen ist nicht gemeint: Wegschicken. Schleppleine. Peilsender. 

Man muss drauf vertrauen, dass der andere einem nicht bewußt wehtun will. Dass er weiß, was er tut. Jemand, der mich absichtlich verletzt, den sollte ich nicht wollen. Mein Lover macht keine Versprechungen, er sagt nie, er würde seine Freundin verlassen, er redet nie über sie und das finde ich gut. Denn wen er jetzt die üblichen Sprüche bringen würde, von wegen, mit ihr ist es nie so schön, sie versteht mich nicht so wie du, dann wäre er illoyal und ich würde ihn nicht mehr mögen. Er ist sehr sensibel und hat ein feines Gespür, bis wohin er gehen kann. Er hat allerdings auch schon mehrfach klargemacht, dass er uns nicht in einer Beziehung sieht. Also werde ich nur so weit kommen, dass unsere Affäre reibungslos funktioniert. Und mir für alles andere einen anderen suchen. 

Oder besser: Mein neues, freies Leben auch erstmal in Freiheit geniessen und mir niemand ans Bein binden, der mich wieder einbremst 



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