Samstag, 1. Dezember 2012

Lassen wir uns noch erobern?

Kürzlich hat sich eine Freundin beklagt, dass sich der Mann, von dem sie sich das wünschen würde nicht klassisch um sie wirbt. Und dass ein Kumpel ihr gesagt hätte, er würde ja mit Blumen und Essenseinladungen und Geschenken um eine Frau kämpfen. Hm. Tja, ja wo sind sie denn, die Männer alter Schule, die mit dem Strauss vor der Tür stehen und Pralinen für uns kaufen? Sind die nicht ausgestorben? Zusammen mit denen, die uns ein Leben nur im Haushalt zugestehen? Passend dazu die Klage einer Bekannten, dass ihre Tochter den Falschen geheiratet hätte. Nämlich genau so einen. Der sich mit Handtäschchen und Hündchen und wahrscheinlich paarmal übern Kopf streicheln und jaja sagen den häuslichen Frieden erkauft. Frauchen hat sich geärgert, Frauchen kriegt Blümchen. Mag sein, dass ich mich irre, aber der einzige Kerl unter meinen Männern, der diese Nummer konsequent drauf hatte, war ein absoluter Player, notorischer Betrüger und schlicht gewohnt, Probleme mit Frauen mit Geld zu lösen. Und mit Player meine ich, dass er uns im Grunde gar nicht wirklich mag. Nur die Annehmlichkeiten, die mit Frauen verbunden sind. Sie riechen gut, sie sehen hübsch aus und vögeln kann man sie auch. Und ab und zu muss man sie eben mit Präsenten ruhigstellen.

Um mich muss Mann nicht kämpfen. Ich muss nicht erobert und auf ein Podest gestellt werden. Mir reicht es, wenn ich merke, dass er an mich denkt. Und das merke ich, indem er Zeit aufbringt, die er eigentlich nicht hat, um süße Mails zu schreiben, etwas für mich herauszufinden, meine Mails liest, sich ehrlich Gedanken über mich macht. Wenn er weiß, was ich WIRKLICH mag, was mir wichtig ist und wenn er mich als Freundin auf Augenhöhe sieht. Wenn er sein Leben mit mir teilen möchte und er sich nervös fragt, ob ich ihn gut finde, wenn ihm wichtig ist, dass ich IHN sehe und so mag, wie er ist. Wenn er mich nah an sich ranläßt und keine Pralinenschachtel zwischen uns kommen läßt.

Ich finde es gut, wenn er meinen Tee mitbezahlt, mich heimfahren will, solche Sachen eben. Klar hatte der Player genügend Geld, um ganz viele Frauen zu 'erobern'. Aber er sieht die dann eben eher als Kerbe in der Bettkante als als jemand, der sein Leben beeinflussen kann. Solche Männer nehmen uns nicht ernst. Die sehen uns als etwas, was man haben will, damit es kein anderer bekommt. Die stecken noch in alten Rollenbildern fest. Und so charmant es auch ist, die Tür aufgehalten und Geschenke zu bekommen, irgendwie fühle ich mich dabei immer unwohl. Ich hinterfrage die Motive und wittere sofort die Fesseln einer klassischen Beziehung. Und dazu bin ich einfach zu selbständig. ich führe seit 20 Jahren ein absolut eigenständiges Leben, seit 14 Jahren hatte ich keinen festen Freund, der mir irgendwie dreingepfuscht hätte. Wohl auch, weil ich so eigenständig und unabhängig bin, weil die Kerle mit ihren erlernten Methoden bei mir auf Granit beissen. Ich ignoriere sowas schlicht. Mich kann man nicht bestechen. Ich will den Menschen, ich will seine Seele, ich will einen Partner auf Augenhöhe, der mich nicht mit Spirenzchen versucht, niedlich und klein zu machen, damit er irgendwie damit umgehen kann.

Ich war immer ein großer Fan von Simone de Beauvoir. Ihr Modell mit Sartre, sich zu lieben, aneinander zu wachsen und sich nie komplett in die Bequemlichkeit der Zweierbeziehung fallenzulassen, das hat mich fasziniert. Leider war der gute Jean-Paul auch nur ein schwacher, verführbarer Mann, der sich aus den Scharen seiner Anhängerinnen im Alter immer wieder eine besonders labile ausgesucht und sie komplett von sich abhängig gemacht hat. Die Qualen von Beauvoir, mitansehen zu müssen, wie ein großartiger Geist seine Macht dazu mißbraucht, andere nach seiner Pfeife tanzen zu lassen um sich selbst zu erhöhen, müssen furchtbar gewesen sein. Dieser große Mann der französischen Existenzialisten reduziert auf einen geilen alten sadistischen Bock- arme Simone. Sie hätte ihr Glück mit ihrer Liebe in Amerika zulassen sollen. Trotz allem birgt dieser intellektuelle Ansatz eine große Inspirationsquelle für moderne Beziehungen. Unser Leben hat sich verändert, nicht mehr nur die Männer brauchen Unterstützung im Job und jemand, der ihnen den Rücken freihält. Und ich glaube, wenn wir das von einem Mann erwarten, dass er uns genauso trägt wie früher die Frau ihren Ehemann, dann können wir nicht gleichzeitig erwarten, dass er uns mit Blumen zu Füßen liegt. Der hat besseres zu tun! Nur wir müssen eben dann auch akzeptieren, nicht mehr Prinzessin sein zu können, sondern ganz Frau zu sein und erwachsen und einfach wir selbst. Ohne Schnickschnack, der von uns ablenken könnte. Nur wir. Das muss reichen

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