Samstag, 5. Januar 2013

Das Spiel mit den Männern-geht südlich anders

Seit 1995 habe ich mich mehr ernsthaft für einen deutschen Mann interessiert. Daran ist der Wiener Schuld. Soviel Charme und Selbstironie, und das behaupte ich hier einfach mal so, findet sich maximal noch in Bayern. Danach wird es zappenduster. Norddeutsche Flachländer haben ihren ganz eigenen Reiz, da mag ich, dass die nicht so um sich kreisen und nicht lang labern, kurz, knackig, trocken. Aber eben auch zu unverblümt, um mehr als einen sehr guten Freund abzugeben. Als Kumpel genial. Zum Biertrinken unschlagbar. Nur kribbeln tut da nix. Höchstens, wenn die Jungs im Suff mal locker werden und aus dem Bauch raus agieren. Da brauchts aber ziemlich viel bei denen. Also, Alkohol. 

Bei Deutschen, Männern wie auch Frauen, fehlt mir oft das Emotionale, Weiche, Warme, Herzliche. Alles muss Sinn machen. Alles so vernünftig. Auch hier hat der barock-katholische Süden noch leichte Vorteile gegenüber dem strengen evangelischen Norden. Und auch wenn ich mich gerne ausdrücke, mich mitteile und rede, mag ich das Gefühl, dass man mich ohne Worte viel besser versteht. Und das ist genau das, was mir bei meinen deutschen Männern gefehlt hat. Diese schlichte Akzeptanz von mir als Frau. Anders sein zu dürfen, mich nicht erklären zu müssen. Da haben jetzt vielleicht die Jungs keine Schuld dran, aber sobald ich das Gefühl habe, einer denkt zuviel über mich nach anstatt einfach an mich, dann fange ich an, über mich und meine Aktionen nachzudenken. Und es fängt an zu haken. Selbst mein Wiener kam da nicht dagegen an.

Liegt das an der Emanzipation, die uns nicht wirklich freier gemacht hat im Umgang miteinander, sondern aus Mangel an echter Auseinandersetzung über Wünsche und Ziele nur ganz viele Komplikationen zwischen die Geschlechter gebracht hat? Ich möchte kein besserer Mann sein müssen, um als Feministin zu gelten. Ich möchte, dass alle genau so leben können, wie sie wollen. Und niemand eines anderen Leben einschränkt, man miteinander jede Form von Beziehung leben kann und trotzdem ganz klar Männer und Frauen existieren. Dass dann ein Mann mehr Kerl ist und der andere etwas weicher und sensibler, und eine Frau auch Raum einnehmen und laut sein darf statt Prinzessin sein zu müssen. EMMA ist lebensrettend für eine Frau wie mich, die als halber Junge erzogen wurde oder es einfach auch immer war, und die die Irritationen, die ich seit meiner Kindheit bei Leuten hervorrufe, für mich in Worte gefasst hat. Simone de Beauvoir war die Erste, bei der ich das Gefühl hatte, den Grund dafür gefunden zu haben, dass ich mich manchmal als so unpassend empfunden habe. Klein, blond, zierlich, fast mager, rechnete wohl nie jemand mit der grossen Klappe und der Selbstverständlichkeit, mit der ich mir immer das Recht genommen habe, meine Meinung zu sagen. Ich war immer die Deppin, die das ausgesprochen hat, was alle dachten, sich aber keiner zu sagen getraut hat, weil 'man' das nicht tut. Hat mir nie jemand gesagt, 'das tut man nicht' war bei mir zuhause kein Thema. Am Dorf gibt es zwar auch unausgesprochene Gesetze, aber mein Dad hat sich um sowas noch nie geschert, er sieht diese Dinge einfach auch nicht. Und meiner Mama hat auch keiner je den Mund verboten. Am Bauernhof hat man keine Zeit dafür gehabt. Aus der sozielen Kontrolle des Dorfes in die doch anonymere Großstadt zu ziehen, hat die letzten Regeln über den Haufen geschmissen. und es wurden keine neuen aufgestellt.

Ich bin eigentlich also ganz schlecht erzogen. zumindest für, und das ist das Problem, EIN MÄDCHEN. Seit Simone weiß ich, dass ich aber schon mal Glück hatte damit, dass nur die Gesellschaft noch lange nicht so weit ist, das einfach so  zu akzeptieren. Und auch wenn Indien weit weg scheint, diese Strukturen, dieses 'das tut ein Mädchen nicht', das sitzt hier ganz tief. Und die deutschen Männer, so meine Theorie, wissen, dass sie so nicht mehr denken dürfen. Aus Mangel an faktischer Auseinandersetzung und jahrzehntelang gepflegter Klischees aber gibt es diesen Reflex, Feministinnen als verklemmte, untervögelte Weiber darzustellen. Und der Backlash kommt grade mit der Darstellung permanenter Fickbarkeit von Frauen und wehe, die Mädels spielen da nicht mit. Ja gerade um zu beweisen, WIE emanzipiert sie sind, haben die Girlies von heute mit 20 jede Sexpraktik durch und sind im wahrsten Sinne abgefuckt. Weil sie wie die Jungs sein wollen.

Wo bleibt den da der Reiz? Die Verführung? Der Zauber? Wenn man mit 14 schon den dritten Freund und den 5ten Liebeskummer hatte, was kommt da noch? Das läuft komplett in die falsche Richtung. Wir sind doch nicht frei, um neue Zwänge zu erfinden. Und uns den Spaß am Spiel nehmen zu lassen. Und da sind eindeutig die Südländer im Vorteil. Die sind noch ziemlich ungeniert MANN. Und daher bin ich dann auch FRAU. Bisschen anders, aber doch eindeutig Frau. Ich fühle mich da mit meiner Emotionalität wohler. Freier. Ich möchte meine Empfindlichkeiten leben und nicht erklären. Bei Deutschen hab ich immer das Gefühl, ich müsste an meinen Hormonen was ändern, nicht so weiblich sein, weil denen das unangenehm ist. Die wissen nicht, was sie damit tun sollen. Der Machospruch 'hast wieder deine Tage' ist so doof! Mr.Bickle meinte zum selben Thema nur, warum das um meine Periode rum immer so kompliziert wäre. Süß, lieb. Nicht hart, genervt. Mein Frau-sein ist nicht runtergemacht worden. Oder ignoriert.

Ich glaube, das trifft es am besten. Bei meinen deutschen Freunden, nachdem ich ja nur nette hatte, wurde alles, was emotional und frau war, bestenfalls ignoriert. Manchmal verständnislos kommentiert. Irritiert. Für die Südländer bin ich halt einfach Frau und da gehören solche Sachen dazu, werden aber nicht abgetan. Man kann damit spielen.

Ich bleibe dabei, deutsche Männer sind mir zu uncharmant. Ich habe grade Mühe, nicht auch wieder uncharmant zu werden, weil mir das südländiche Element fehlt.

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