Der große Kummer bleibt aus. Den hab
ich wohl schon die Wochen vorher abgearbeitet, als es mit dem ganzen
Auf und Ab nicht besser wurde. Was bleibt ist eine große Leere.
Einfach nur- NICHTS. Und genau das ist es, wovor ich immer Angst
hatte. Denn er war der Mensch, der es geschafft hat, dass ich mich
nicht mehr allein fühle. Da haben sich zwei kleine verletzte Kinder
an die Hand genommen und alles war gut. Nur dass es nicht gut war,
denn wir sind keine Kinder mehr aber mit dem erwachsen sein haben wir
es beide nicht so.
Jetzt renne ich also wieder allein
pfeifend durch den Wald und erkläre dem kleinen Mädchen, dass wir
das auch alleine schaffen, dass alles gut wird, dass wir nur noch ein
bisschen an uns arbeiten oder gar eine Therapie machen müssen, damit
diese Leere weggeht und wir uns einen neuen Freund zum Spielen suchen
können. Allein, es funktioniert nicht. So ist es wohl mit jeder Art
von Suchtverhalten, mit dem man versucht, die Leere auszufüllen. Es
geht eine Zeit lang gut, es wirkt, irgendwie, aber man muss die
Finger davon lassen, weil es nicht wirklich heilt. Es tut nur so, man
spürt die Leere nicht mehr. Bis das Suchtmittel weg ist.
Ist halt nur bei Menschen schwieriger.
Eine Flasche Alkohol bekommt man an jeder Ecke, und jede Flasche
macht gleich betrunken. Menschen findet man auch überall, aber jeder
macht etwas anderes mit einem. Deswegen ist diese Sucht besonders
blöd, die Sucht, von diesem EINEN Menschen geliebt zu werden, denn
diese Art Gefühle kann man nicht kaufen, nicht beliebig
reproduzieren und die Seele lässt sich da auch nicht austricksen.
Sie will IHN, den EINEN, den ich so lieb wie keinen.
Entzug. Was bin ich dankbar, dass er
jede Verbindung gekappt hat! Auch nur das kleinste bisschen Kontakt
wäre vermutlich fatal. Und so weine ich nicht aus Kummer, sondern
aus schierer Angst. Denn auch wenn ich weiß, dass ich mich besser
fühlen werde, wenn nur genug Zeit vergangen ist, wenn ich weiß, was
ich für meine Seele tun kann, die Angst, mich ab jetzt wieder so
allein zu fühlen und niemanden zu finden, der mich an der Hand nimmt
und es fühlt sich so richtig und gut an wie bei ihm- die die ist da.
Und ich bin traurig, weil ich den
kleinen Jungen vermisse. Nicht den Mr.Bickle, der mich immer geärgert
hat, sondern den kleinen Jungen, der beim letzten Mal, bei sich in
seinem Bett, meine Hand nicht loslassen wollte und gemeint hat, wir
hätten es geschafft. Das tut weh. Dass ich es wieder nicht verstanden habe und jetzt wieder alles vorbei ist. Wenn ich darüber so nachdenke, macht es mich wütend und traurig. Ich weine um das kleine Mädchen, das um seine Hoffnung betrogen wurde. Das so glücklich und optimistisch war. Und ich werde wieder wütend. Wütend ist besser als leer. Hauptsache, ich fühle mich.
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