Mittwoch, 28. August 2013

Klappe auf!

Die männliche Sprachlosigkeit macht mich echt wütend! Mr.Bickle ist ja nicht der einzige, der in schwierigen Situationen das Maul nicht aufkriegt. Dass er die letzte Mail, in der ich klar dargestellt habe, dass ich nicht nur ein Problem mit meiner Pussy habe, das er vielleicht mit sich rumschleppt, sondern danke meines kaputten Fußes auch noch sehr wenig von dem schönen Sommer hatte, dass er diese Mail unkommentiert lässt ist typisch!

Klar, Arschloch. Aber was heißt das jetzt eigentlich, wenn Männer sich so komplett rausziehen aus so einer Geschichte? Und es heißt nicht, dass er die Person nicht mag. Dazu gibt es zu viele Kerle, die nach Wochen oder Monaten wieder ankommen und denen es auch schrecklich Leid tut. Die haben sich damit genauso weh getan wie der Frau. Und stehen dann heulend oder mit Hundeblick vor der Tür und wollen alles wieder gutmachen.

Sorry, ist nicht. Verkackt. Schlicht und ergreifend. Und nachdem die Männer, bei denen ich das mitbekommen habe, keine totalen Soziopathen sind, gibt es nur eine Erklärung: Sie können und wollen in dem Moment nicht mit dem Problem 'Frau' nicht umgehen. Bei einer Freundin war es, dass sie einfach so klare Ansagen gemacht hat, dass er komplett schockiert war und überhaupt nicht mehr wusste, was er noch tun darf. Er war einfach ungeschickt, hatte bisschen Schiss vor ihrer Power und hat versucht, den starken Mann zu markieren. Das ist ihm dann gründlich um die Ohren geflogen, worauf er einfach dichtgemacht hat. Keine Reaktion mehr auf Nachrichten, kein Wort, wenn sie sich über den Weg gelaufen sind. Der war in einer Schockstarre und erst als sie endlich nicht mehr auf ein Gespräch gedrängt hat und etliche Wochen ins Land gezogen waren, hat er sich ein Herz gefasst und ihr einen fetten Blumenstrauß gekauft. Es war nicht das letzte Mal, dass er Mist gebaut hat. Und Reden ist immer noch schwierig. Aber er bleibt tapfer dabei.

Bei Mr.Bickle ist es nicht Angst vor meiner Stärke, dazu hat er mich zu oft schwach gesehen. Und genau das ist das Problem. Er hat einen neue Beziehung, ihm geht es wohl gut. Und dasselbe wünscht er mir. Er dachte, wenn er weg wäre, wenn er keinen Ärger mehr machen würde, würde für mich alles leichter. Das Thema hatten wir vor 4 Jahren schon mal. Da hat er genau das gesagt. Er hat ja gesehen, dass es mir mit seinem Schmarrn nicht gut geht, dass ich mehr brauche. Jemand Zuverlässigen (auch O-Ton). Und im Prinzip hat er ja auch Recht. Da er sich offensichtlich weder ändern will noch kann, ist es für uns beide besser, wenn wir uns Partner suchen, die mit uns glücklicher sind. Denn ich fürchte, ich konnte ihm, außer im Bett, auch nicht wirklich das geben, was er braucht. Und bei seiner Ex, da habe ich ihm anfangs ja auch wirklich alles Gute gewünscht und habe gehofft, dass wenigstens er es schaffen könnte. Hat er leider nicht. Nicht ohne mich.

Und geblockt hat er mich, um bloß nichts mitzubekommen, wenn es mir schlecht geht, ich glaube, das hätte ihm auch ein bisschen das Herz gebrochen mich leiden zu sehen. Ich hatte ja immer mal wieder auch traurige Sachen gepostet auf fb, wenn wir grade wieder Schluss gemacht hatten. Er ist ganz klar vor meinen Gefühlen geflüchtet. Denn auch er hängt an mir und die Gefahr, sich wieder auf was einzulassen, was nie geklappt hat und nie klappen wird, die ist einfach zu groß, wenn wir Kontakt haben.

Dass es mich jetzt gleich so prügelhart erwischt hat, das hat ihm sicher etwas weh getan. Aber ich hab ihn lange genug geschont und ihm die Verantwortung abgenommen. Was ganz klar total bescheuert ist, wenn man behauptet, jemande zu lieben, muss man ihn auch ernst nehmen. Er hat mich allerdings auch oft genug weggestoßen und mir gezeigt, dass er mit meinen Emotionen nicht umgehen kann. Mit seinen eigenen erst Recht nicht. Mich wundert es nicht wirklich, dass er keine Worte findet für mein Pech. Dabei hab ich ihm nicht wieder heulend und dem Nervenzusammenbruch nahe10mal auf die Mailbox gesprochen wie einmal nach der Wiesn. Keine Nachtret-Mails. Er ist nicht der Ansprechpartner für meinen Schmerz. Er will ihn nicht und er ist auch nicht mehr dafür zuständig. Ich dachte auch nicht, dass es so krass wäre, ihm einfach die blanken Tatsachen zu schreiben. Ich war sehr knapp und nüchtern. Ich vergesse immer wieder, wie sensibel Männer da sind.

Eben weil sie oft überhaupt keinen Plan haben, wie sie damit umgehen sollen. Mein ExverlobterTom. Hat Panik, es wird ihm zu viel. Er bricht alle Brücken hinter sich ab und rennt. Um aber sofort festzustellen, dass er da gar nicht hin will, wo er hinrennt. Dass er überhaupt nicht weg wollte. Er war aber unfähig, es in Worte zu fassen, weil er Angst hatte, mich mit seinen Zweifeln zu belasten und zu verletzen. Lieber bricht er mir gleich das Herz, dann muss er wenigstens nicht dabei sein, wenn ich weine. Oder so. Die Logik erschließt sich mir nicht ganz. Aber so habe ich es verstanden, als wir letztes Jahr nach 20 Jahren endlich wirklich darüber geredet haben. Tommi hat dazugelernt, macht aber den Mund immer noch zu spät auf.

Mr. Bickle kann es gar nicht. Gespräche mit Gefühlen waren immer nach ein paar Minuten beendet, alles wäre ja geklärt. Ja, er will wirklich, dass es mir gut geht. Wie er sich das vorstellt, so ohne ihn, ganz total ohne ihn, weiß ich nicht.

Vor langen Jahren hatte ich eine Kollegin, eine Kostümbildnerin. Sie war schon etwas älter, hatte aber eine entzückende 11jährige Tochter, die sie sehr geliebt hat. Für sie war es in der Branche sehr schwer, älter und vom Theater kommend, fürchtete sie um Jobs und Geld und hatte Angst um ihr Kind. Susan hat sich mit dem Telefonkabel an einem Türgriff erhängt, als ihre Tochter in den Ferien mit Freunden war. In ihrer Depression und Verzweiflung war ihr Motiv wohl, dass die Kleine ohne ihre versagende Mutter besser dran wäre. Ein Motiv, das viele Selbstmörder in ihren Abschiedsbriefen nennen. Du bist besser dran ohne mich, ich wäre nur eine Belastung für dich.

Frauen wollen oft keine Belastung sein, pflegen schwerkranke Partner, lassen sich aber ungern pflegen. Auch ich wollte Mr.Bickle und Tom nicht mit meinen schrägen Gedanken belasten und hab mein Ding alleine durchgezogen. Entscheidungen für sie mit getroffen. Jedes Mal, wenn ich Schluss gemacht habe, war das in dem Moment ohne drüber nachzudenken, was das mit ihm machen würde. Ich wollte auch nur weg. Damit es MIR wieder besser geht. Ich habe nicht überlegt, meine Wut und meinen Schmerz einen Tag auszuhalten und dann ein echtes Gespräch zu suchen. Nein, auch ich wollte immer nur abhauen und es beenden, endlich Ruhe haben und wieder allein sein, wenn er mal wieder irgendeine Verabredung nicht einhalten konnte oder sonst etwas war. Ich habe ihm nicht zugehört und er mir nicht.

Aber wie soll ich auch merken, was eigentlich los ist, wenn er jedes Mal Streit anfängt, wenn er überfordert war? Statt zu sagen, was los ist? Nicht Rückzug und bocken wäre die Lösung liebe Männer. Dableiben und reden. Auch wenn es anstrengend ist und wenn wir heulen. Aber dann müsst ihr nicht hinterher bereuen, uns nicht in den Arm genommen und getröstet zu haben, die Chance auf Versöhnungssex vergeben, die Chance, sich zusammen zu raufen, verschenkt zu haben. Pärchenprobleme kann man nun mal nicht hemdsärmelig in 10 Minuten lösen und dann ist alles wieder gut. Lernt reden, verdammt. Und ich lerne Zuhören. Ich versprechs...

Donnerstag, 22. August 2013

Ausgespatzelt

  
Alles fließt
2 Monate
die Isar runter

Ich mit körperlichen
Malässen
Er mit neuer 
Beziehung

Super Sommer
Der geht
Frust bleibt

Trost?
Keiner


 

Freitag, 16. August 2013

Lachflash auf Kosten von Mr.Bickle

Okay, momentan bin ich echt ein bisschen seltsam bestrahlt. Ging schon los, bevor ich Mr.Bickle endgültig den Laufpass gegeben habe. Keine Buchungen mehr als Freelancer, zuviel nachgedacht übers Leben statt einfach zu machen, Job, Mann und Zukunftsaussichten fürn Arsch. Bakterielle Infektion in meiner Mumu erfolgreich wochenlang verdrängt, mit dem Resultat, dass die lokalen Antibiotika mit so schönen Nebenwirkungen wie erhöhtes Tumorrisiko wahrscheinlich nicht alles wegkriegen werden. Ein langsam heilender Bänderschaden im Bein, der mich lahmgelegt hat- ich könnte mir einen schöneren Sommer vorstellen, aber mein Körper hat gern mal was dagegen, wenn ich mein Leben geniessen will.

Nun hatte ich Mr.Bickle wegen des Infekts angerufen und ihm das alles auf die Mailbox gequasselt, auch, dass ich von seiner neuen Beziehung weiß (die Schlange...). Nicht dass ich auch nur ansatzweise damit gerechnet hätte, er würde drangehen. Kam eine kurze Mail zurück, er hätte mir ja eh schreiben wollen, aber jetzt wär ja alles gesagt. Ich schwanke da zwischen kurzem Zucken der Mundwinkel und mamamässig resigniertem Augenverdrehen. Er hätte da was gehabt, aber mit ner Salbe behandelt. Grins. Aber nun wär ja alles wieder gut. Das freue ihn für mich. Meine Antwort, nein, nix wär gut, zumindest nicht bei mir. Und hab ihm gleich auch noch das mit meinem Bein untergejubelt. Und darauf kam natürlich nichts zurück, damit kann er nicht umgehen. Warum ich es trotzdem immer wieder tue? Es ist wie bei einem Unfall, ich kann nicht wegschauen, es fasziniert mich immer wieder.

Und in all meinem Selbstmitleid musste ich gestern dann doch herzlich lachen, als ich mir versucht habe vorzustellen, wie es gewesen wäre, wäre all das passiert, während wir noch quasi was miteinander hatten. Wie ich dann doch erwartet hätte, dass er mir die ersten Tage, in denen ich kaum zum Klo humpeln konnte vor Schmerzen ein bisschen im Haushalt hilft, mir mal was kocht (ewig versprochen...) oder zumindest abwäscht. Mir mal was einkauft, mich tröstet und was halt Freunde und Bekannte mir angeboten haben. Sich bisschen um mich zu kümmern. Wie er trotz allem versucht hätte, an seinen Sex zu kommen und wie er komplett überfordert von ganz normalen Erwartungen wahrscheinlich wieder grantig geworden wäre und mich wieder mal enttäuscht hätte. Der Gedanke an seine hilflosen Reaktionen auf solche Sachen bringt mich auch jetzt grade wieder zum Schmunzeln.

Liebe Männer, ich fange gerade an, euch als hoffnungslose Fälle abzustempeln und zu denken, dass ihr im Prinzip alle einfach gestrickt seid, euren Sex wollt und den Rest der Frau dafür in Kauf nehmt.  Dass ihr euch mit Bier, euren Kumpels und Fußball alleine am Wohlsten fühlt, und dass ihr null Interesse daran habt, euch auf uns einzulassen. Ich weiß, dass es so krass nicht ist, ich habe Freunde, die genauso auf der Suche nach etwas Tieferem sind und ihre Seelenverwandte suchen. Und ich kenne eine Menge Männer, die romantischer sind als ich. Vielleicht ist es ja das, was mich immer scheitern lässt. Ich hab's ja auch gern einfach und lasse mich dann auf Sex und Spaß reduzieren. Wenn ich dann aber merke, dass mir doch etwas fehlt, habe ich dann schlicht den falschen Kerl an der Backe. Gibt nur zwei Möglichkeiten. Das Bad Girl konsequenter zu leben und den Rock'n Roll lieben zu lernen. Oder auch mal wirklich Gefühle zuzulassen und mir keinen neuen Bad Boy mehr anzulachen.


Dienstag, 13. August 2013

Casting Dates

So, die zwei interessanten Jungs aus dem JC sind getroffen, der kleine Franzose sieht auch wirklich sehr süß aus, aber so wirklich gerissen hat's mich bei keinem. Der Südtiroler hat wesentlich weniger Charme, als seine Mails vermuten liessen und Monsieur war sehr zurückhaltend, mehr mit seiner Hundedame beschäftigt als mit mir. Wollte zwar, dass ich mich wieder melde, aber von sich aus kommt da nix. Was das heißt, wissen wir ja. Naja, vielleicht kommt er ja noch ausm Quark, aber nachlaufen tu ich keinem von beiden.

Das mit den Joyclub Dates ist so eine Sache. Ich bin ja nicht so drauf, dass ich einfach nur einen Mann brauche, respektive einen Penis. Ich möchte ja schon ein gewissenes Prickeln spüren, eine sexuelle Chemie. Wahlweise könnte ich auch genug trinken, damit mir heiß wird. Aber dafür brauche ich dann auch nicht online zu gehen. Das kann ich in jeder Kneipe und ab einem gewissen Pegel trauen sich die Jungs ja auch ran an mich. Ich hatte schon so viele Männerbesichtigungen über den Club, dass ich am liebsten ein richtiges Casting veranstalten würde. Alle in einen Raum und dann mal sehen, wer es drauf hat. Es ist nämlich größtenteils weder spannend noch lustig, mit den Typen irgendwo zu sitzen und die gesamte Unterhaltung zu bestreiten, weil die den Mund nicht aufkriegen. ICH möchte unterhalten werden. Wenn ihr mich ficken wollt, müsst ihr mir schon einen Grund dafür geben, euch mit nach Hause zu nehmen. Im Besitz eines Werkzeugs zu sein entbindet euch ja nicht davon, die Inbetriebnahme anzukurbeln! Mir das Bier zu bezahlen ist nicht genug. Ich bin eine witzige, charmante und intelligente Gesprächspartnerin, abgesehen davon, dass ich sexy und gut im Bett bin. Also bietet mir was an! Ein schlechtsitzender Anzug und ein niedlicher Hund, netter Versuch, aber das geht doch noch besser?

Ja, auch an Sexualpartner stelle ich Ansprüche. Tut mir Leid. Ich weiß, auf einem Erotikportal angemeldet zu sein, das habt ihr euch einfacher vorgestellt. Ein paar nette Worte schreiben und peng!, Frau ist euer. Nope. Ich höre von meinen Dates auch immer die Geschichten, dass sie enttäuscht sind von den Frauen da, die sich plötzlich nicht mehr melden oder gleich ganz unverschämt überhaupt nicht auf Mails reagieren. Tja, das ist halt so, wenn wir es uns aussuchen können. Wenn ihr euch im Club genauso vollpfostenmässig verhaltet wie draußen, kriegt ihr auch virtuell keine ab. Das Leben ist hart, und mich kann man noch nicht mal mit einem schicken Job oder einem fetten Auto beeindrucken. Ich erwarte in jeder Lebenslage Charme, Witz, Intelligenz und gutes Aussehen. Nicht mehr und nicht weniger. Lieber einen hoffnungslosen Bad Boy, dem die Leidenschaft aus den Augen leuchtet, als einen drögen Langweiler, dessen größtes Abenteuer eine Sexplattform im Netz ist. Wahlweise dann lieber Handbetrieb oder Spielzeug. Ein Freund hat mit kürzlich den Magic Wand empfohlen. Klingt gut, das Teil. Mal sehen.

Sonntag, 4. August 2013

Bonjour cherie, Hola, Ja Servus!

Lizzie hat tapfer widerstanden, in irgendeiner Form auf Mr.Bickle's neuen Beziehungstatus zu reagieren. Obwohl, so tapfer musste ich jetzt auch wieder nicht sein, denn im Grunde ist es mir egal. Klar zwickt es kurz. Bin ja auch nur ein Mädchen. Allerdings weiß ich, dass es a) nichts mit mir zu tun hat und b) dass sie auch nur kurz Freude dran haben werden. Mag sein, dass es eine gibt, die ihn so von den Socken haut, dass er tatsächlich mal was zu ändern versucht (gerechterweise muss ich sagen, er hat das ja immer schon mal wieder zu versuchen versucht), allein, er wird es nicht schaffen. Nicht für mich und sonst auch keine. Außer sie ist Therapeutin...

Nein, kein Anflug von 'ich muss ASAP einen neuen Kerl haben', und IHM außerdem irgendwo zuuuuuuuufällig begegnen, um ihm zu zeigen, wie toll ich aussehe, wie gut es mir ohne ihn geht usw. Die ganze Kindergartenkacke halt, die gerade auch Mädchen wie Jenny Elvers, die sich ihren beschissenen Doppelnamen so langsam mal abgewöhnen sollte, oder Frau 'ich ficke einen Fußballer' van der Vaart abziehen. Grotesk-verzweifelte Aktionen, peinlich aggressive Flirtattacken vor den Augen von bestellten Paparazzi, nein danke. Da stehe ich tatsächlich und ganz ernsthaft drüber. Ich kenne solche Reflexe und in meinem Mädchenhinterkopf sind die alle abrufbereit. Auch der Wunsch, ihn anzurufen, zu sehen, zu fragen was die Scheiße soll. Aber da ist dann gleich wieder die jahrzehntelange Erfahrung, die mit der Hand wedelt und generös abwinkt. Führt ja zu nix, außer, dass ich mich zu viel mit negativen Gefühlen beschäftige.

Und es ist auch nicht so, wie MissBiss schreibt, dass er mich nicht verdient hätte. Oder ich jemand besseren. Ich empfinde das nicht so. Wir haben es einfach beide nicht geschafft, mit diesem Wahnsinn im Bett einerseits und unserem Autonomiebedürfnis andererseits umzugehen. Denn wäre er mir ernsthaft auf die Pelle gerückt, weiß ich nicht, wie ich reagiert hätte. Ich hab ihn mir ja ausgesucht, weil ich mich genauso ungern festlege wie er. Wobei er deutlich beziehungsuchender ist als ich. Ich kann am besten allein sein, er braucht immer Leute um sich rum. Er wollte ja auch Kinder, wohingegen Lizzie ihn deswegen schon mal quasi weggeschubst hatte...Nein, das sind Kategorien, die ich nicht schön finde, wenn es um zwei Menschen geht, die sich doch in 5 Jahren relativ nahe gekommen sind. Er mir so nah, wie man mir glaube ich nur kommen kann.

Aber um ihn geht es ja nicht. Sondern darum, wie ich mit der Situation umgehe. Und da stelle ich eben fest, dass er mir nicht mehr wichtig genug ist, um Spielchen zu spielen. Es war was es war, nicht mehr und nicht weniger. Und ich bin in der Zeit offensichtlich erwachsen geworden. Es hat absolut nichts mit mir zu tun, wenn er jetzt doch eine Beziehung hat, falls er das braucht, um von mir wegzukommen, ist auch das sein Problem. Ich existiere unabhängig von ihm. Und muss deswegen auch nicht irgendwelche Sachen anzetteln, um über ihn wegzukommen. Alles schon probiert, früher, hat alles nicht geholfen. Ich muss einfach da durch und zu mir selbst finden, ein Prozess, der schon während der ganzen Geschichte angefangen hatte. Die Frau, die ich da jetzt finde, ist genauso cool, wie ich immer sein wollte. Seit meine Angststörung sich verpisst hat, warum so plötzlich und wohin auch immer, und ich die ganzen Knoten in meinem Hirn nicht mehr habe, kann ich so reagieren, wie ICH das will und nicht, wie mir meine Dämonen das vorgeben. Irritiert mich manchmal noch sehr und ich warte, dass die kleinen Biester mir sagen, was ich tun soll. Aber die wissen es auch nicht mehr so genau, also mache ich, was ich will.

Und auch wenn ich nicht davonlaufen muss, war ich trotzdem mal wieder bisschen aktiver im Joyclub. Kann ja nicht schaden, hab ich mir so gedacht. Und siehe da, erst schreibt mich ein gleichaltriger Südtiroler sehr charmant an, und gleich darauf ein französisch-spanischer Rugbyspieler auf Englisch, der auch noch eine kleine süße Hundedame besitzt. Miaaaaaaaaaaaaaauuuuuu. 11 Jahre jünger... Der wohnt auch noch ums Eck und ich treffe ihn morgen. Seit 2 Tagen chaten wir, immer kurz, aber immer süß und bis jetzt komplett frei von den derben Sexanspielungen, die üblicherweise bei JC Kontakten sofort kommen. Auch der Südtiroler hat schon zwei Aktivitäten vorgeschlagen, ohne mehr zu wollen. Sehr angenehm. Leider bin ich ja gerade etwas derangée, aber beide sind da entgegenkommend, um mich nicht zu sehr zu strapazieren. Gute Möglichkeit, mich daraufhin zu überprüfen, ob ich tatsächlich bei meinem Entschluss bleibe, mich momentan auf nichts außer Spaß und unverbindliche Geschichten einzulassen.

Denn das ist noch was, was ich spüre. Jenseits aller Torschlusspanik, die einen um die 40 gern mal erfasst, möchte und brauche ich grade wirklich niemand, um mein Leben durcheinanderzubringen. Bereichern gerne, aber so tief wie Mr.Bickle möchte ich nicht schon wieder jemand in meiner Seele sitzen haben. Wobei es auch kaum einer an diesen Ort schaffen kann, der ist doch ziemlich gut versteckt. Oder vergraben oder einfach zu kostbar, als dass ihn jeder betreten dürfte. Diese Art Verbindung beruht wohl auf der Ähnlichkeit von Erfahrungen und Verletzungen im Kindesalter, dass man das im anderen erkennen kann und weiß, DORT, wo alle anderen einem weh tun würden, genau DA kann dieser eine Mensch mich verstehen und genau deswegen diesen Teil von mir sehen. Dass es genau der Teil ist, der auch die Lebensfalle bedeutet oder die Störung hervorruft, die mit der Angst und der Depression zusammenhängt, macht das ganze auch so kaputt. So schön es auch ist, sich da zu treffen und sich fallenzulassen in diese Tiefe und dann da aufgefangen zu werden, führt blöderweise dazu, es irgendwie zu verstärken. Dann fühlt man sich zwar endlich einmal 'richtig' und merkt, wie sehr man diese Seite sonst unterdrückt, aber ohne Therapie oder das Erkennen des Problems hängt man dann eben in so einer Endlosschleife aus extremer Nähe und Zurückweisung fest.

Diese Nähe, ohne sich immer wieder zu verletzen, das wenn man hinbekommen könnte, das wäre ein Traum. Denn sich so verstanden zu fühlen ist schon ein großes Geschenk. Wenn man bei allen anderen immer das Gefühl hatte, dass es eh sinnlos ist, weil sie nicht kapieren, was in mir wirklich los ist. Unfaitr, denn es nimmt auch dem ernsthaftesten Interessenten die Chance, dass es funktionieren könnte. Also muss ich das schaffen, diesen Ort zu verändern und für mich ein Stück der Verletzungen aufzuarbeiten, zu verstehen, um dann Nähe auch mit dem gesunden Teil meiner Seele empfinden zu können. Ich möchte mir allerdings auch nicht die Leidenschaft und die Tiefe nehmen lassen, die zwar ein wenig unmodern geworden sind, die aber auch die Würze darstellen, die im ach so braven, durchgestylten Lebensentwurf schlicht nicht vorkommt.

Aber sonst probiert Lizzie mal aus, wie es ist, das Leben auch mal leicht zu nehmen.