Sonntag, 4. August 2013

Bonjour cherie, Hola, Ja Servus!

Lizzie hat tapfer widerstanden, in irgendeiner Form auf Mr.Bickle's neuen Beziehungstatus zu reagieren. Obwohl, so tapfer musste ich jetzt auch wieder nicht sein, denn im Grunde ist es mir egal. Klar zwickt es kurz. Bin ja auch nur ein Mädchen. Allerdings weiß ich, dass es a) nichts mit mir zu tun hat und b) dass sie auch nur kurz Freude dran haben werden. Mag sein, dass es eine gibt, die ihn so von den Socken haut, dass er tatsächlich mal was zu ändern versucht (gerechterweise muss ich sagen, er hat das ja immer schon mal wieder zu versuchen versucht), allein, er wird es nicht schaffen. Nicht für mich und sonst auch keine. Außer sie ist Therapeutin...

Nein, kein Anflug von 'ich muss ASAP einen neuen Kerl haben', und IHM außerdem irgendwo zuuuuuuuufällig begegnen, um ihm zu zeigen, wie toll ich aussehe, wie gut es mir ohne ihn geht usw. Die ganze Kindergartenkacke halt, die gerade auch Mädchen wie Jenny Elvers, die sich ihren beschissenen Doppelnamen so langsam mal abgewöhnen sollte, oder Frau 'ich ficke einen Fußballer' van der Vaart abziehen. Grotesk-verzweifelte Aktionen, peinlich aggressive Flirtattacken vor den Augen von bestellten Paparazzi, nein danke. Da stehe ich tatsächlich und ganz ernsthaft drüber. Ich kenne solche Reflexe und in meinem Mädchenhinterkopf sind die alle abrufbereit. Auch der Wunsch, ihn anzurufen, zu sehen, zu fragen was die Scheiße soll. Aber da ist dann gleich wieder die jahrzehntelange Erfahrung, die mit der Hand wedelt und generös abwinkt. Führt ja zu nix, außer, dass ich mich zu viel mit negativen Gefühlen beschäftige.

Und es ist auch nicht so, wie MissBiss schreibt, dass er mich nicht verdient hätte. Oder ich jemand besseren. Ich empfinde das nicht so. Wir haben es einfach beide nicht geschafft, mit diesem Wahnsinn im Bett einerseits und unserem Autonomiebedürfnis andererseits umzugehen. Denn wäre er mir ernsthaft auf die Pelle gerückt, weiß ich nicht, wie ich reagiert hätte. Ich hab ihn mir ja ausgesucht, weil ich mich genauso ungern festlege wie er. Wobei er deutlich beziehungsuchender ist als ich. Ich kann am besten allein sein, er braucht immer Leute um sich rum. Er wollte ja auch Kinder, wohingegen Lizzie ihn deswegen schon mal quasi weggeschubst hatte...Nein, das sind Kategorien, die ich nicht schön finde, wenn es um zwei Menschen geht, die sich doch in 5 Jahren relativ nahe gekommen sind. Er mir so nah, wie man mir glaube ich nur kommen kann.

Aber um ihn geht es ja nicht. Sondern darum, wie ich mit der Situation umgehe. Und da stelle ich eben fest, dass er mir nicht mehr wichtig genug ist, um Spielchen zu spielen. Es war was es war, nicht mehr und nicht weniger. Und ich bin in der Zeit offensichtlich erwachsen geworden. Es hat absolut nichts mit mir zu tun, wenn er jetzt doch eine Beziehung hat, falls er das braucht, um von mir wegzukommen, ist auch das sein Problem. Ich existiere unabhängig von ihm. Und muss deswegen auch nicht irgendwelche Sachen anzetteln, um über ihn wegzukommen. Alles schon probiert, früher, hat alles nicht geholfen. Ich muss einfach da durch und zu mir selbst finden, ein Prozess, der schon während der ganzen Geschichte angefangen hatte. Die Frau, die ich da jetzt finde, ist genauso cool, wie ich immer sein wollte. Seit meine Angststörung sich verpisst hat, warum so plötzlich und wohin auch immer, und ich die ganzen Knoten in meinem Hirn nicht mehr habe, kann ich so reagieren, wie ICH das will und nicht, wie mir meine Dämonen das vorgeben. Irritiert mich manchmal noch sehr und ich warte, dass die kleinen Biester mir sagen, was ich tun soll. Aber die wissen es auch nicht mehr so genau, also mache ich, was ich will.

Und auch wenn ich nicht davonlaufen muss, war ich trotzdem mal wieder bisschen aktiver im Joyclub. Kann ja nicht schaden, hab ich mir so gedacht. Und siehe da, erst schreibt mich ein gleichaltriger Südtiroler sehr charmant an, und gleich darauf ein französisch-spanischer Rugbyspieler auf Englisch, der auch noch eine kleine süße Hundedame besitzt. Miaaaaaaaaaaaaaauuuuuu. 11 Jahre jünger... Der wohnt auch noch ums Eck und ich treffe ihn morgen. Seit 2 Tagen chaten wir, immer kurz, aber immer süß und bis jetzt komplett frei von den derben Sexanspielungen, die üblicherweise bei JC Kontakten sofort kommen. Auch der Südtiroler hat schon zwei Aktivitäten vorgeschlagen, ohne mehr zu wollen. Sehr angenehm. Leider bin ich ja gerade etwas derangée, aber beide sind da entgegenkommend, um mich nicht zu sehr zu strapazieren. Gute Möglichkeit, mich daraufhin zu überprüfen, ob ich tatsächlich bei meinem Entschluss bleibe, mich momentan auf nichts außer Spaß und unverbindliche Geschichten einzulassen.

Denn das ist noch was, was ich spüre. Jenseits aller Torschlusspanik, die einen um die 40 gern mal erfasst, möchte und brauche ich grade wirklich niemand, um mein Leben durcheinanderzubringen. Bereichern gerne, aber so tief wie Mr.Bickle möchte ich nicht schon wieder jemand in meiner Seele sitzen haben. Wobei es auch kaum einer an diesen Ort schaffen kann, der ist doch ziemlich gut versteckt. Oder vergraben oder einfach zu kostbar, als dass ihn jeder betreten dürfte. Diese Art Verbindung beruht wohl auf der Ähnlichkeit von Erfahrungen und Verletzungen im Kindesalter, dass man das im anderen erkennen kann und weiß, DORT, wo alle anderen einem weh tun würden, genau DA kann dieser eine Mensch mich verstehen und genau deswegen diesen Teil von mir sehen. Dass es genau der Teil ist, der auch die Lebensfalle bedeutet oder die Störung hervorruft, die mit der Angst und der Depression zusammenhängt, macht das ganze auch so kaputt. So schön es auch ist, sich da zu treffen und sich fallenzulassen in diese Tiefe und dann da aufgefangen zu werden, führt blöderweise dazu, es irgendwie zu verstärken. Dann fühlt man sich zwar endlich einmal 'richtig' und merkt, wie sehr man diese Seite sonst unterdrückt, aber ohne Therapie oder das Erkennen des Problems hängt man dann eben in so einer Endlosschleife aus extremer Nähe und Zurückweisung fest.

Diese Nähe, ohne sich immer wieder zu verletzen, das wenn man hinbekommen könnte, das wäre ein Traum. Denn sich so verstanden zu fühlen ist schon ein großes Geschenk. Wenn man bei allen anderen immer das Gefühl hatte, dass es eh sinnlos ist, weil sie nicht kapieren, was in mir wirklich los ist. Unfaitr, denn es nimmt auch dem ernsthaftesten Interessenten die Chance, dass es funktionieren könnte. Also muss ich das schaffen, diesen Ort zu verändern und für mich ein Stück der Verletzungen aufzuarbeiten, zu verstehen, um dann Nähe auch mit dem gesunden Teil meiner Seele empfinden zu können. Ich möchte mir allerdings auch nicht die Leidenschaft und die Tiefe nehmen lassen, die zwar ein wenig unmodern geworden sind, die aber auch die Würze darstellen, die im ach so braven, durchgestylten Lebensentwurf schlicht nicht vorkommt.

Aber sonst probiert Lizzie mal aus, wie es ist, das Leben auch mal leicht zu nehmen.

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