Freitag, 8. November 2013

Schnelle Männer

Tja. Jetzt war er da, der schnelle Mann aus Stuttgart, der privat gar keinen Porsche fährt. Ganz ehrlich, zwischen den ganzen Sportwägen fand ich ihn cooler. Der Eindruck hat getäuscht. Die Ruhe, die er ausstrahlt, hat leider nichts Lässiges. Es ist Vorsicht, Rücksicht, gute Erziehung. Und er hat sich ganz selbstverständlich ein Hotel genommen, mich nicht angebaggert, nur ganz vorsichtige Andeutungen gemacht. Mir kleine Präsente mitgebracht, alles bezahlt, Tür aufgehalten, in die Jacke geholfen. Ey, und ich war brav! So brav, wie ich mir meine Fingernägel noch French-Rosa lackiert habe, habe ich ihn machen lassen. Um ihn zumindest so nicht zu sehr herauszufordern. Mein Tempo überfordert die Leute doch ganz gerne mal. Und im Pub hatte er dann das Pech, dass da zwei Amis saßen, die mal so richtig cool drauf waren. Ein Geschäftsmann, der schon überall war und ein Showman vom Feinsten. Allerdings nicht aufgesetzt, sondern eine natürliche Bühnenpräsenz. Der hatte eine gute Stimme und ein fast fertiges Broadway Musical in der Schublade. Ein Künstler. Wir waren sofort auf einer Ebene. Und Englisch ist eh meine Sprache, es war ein Fest! Mr.Porsche war eher still. Zwei Rampensäue in Aktion...

Der Tag danach fing mit einem Spaziergang Richtung City an. Und mit Weißwürsten am Markt. Und ich hab ihn zu Fuß durch die halbe Stadt geschleift. Er hat gut mitgehalten. Reden ging auch, aber eben nicht so, dass man sich fast die Worte aus dem Mund nimmt und total im Fluss ist. Und Schweigen ging gar nicht. Er ist einfach genau das, was ich nicht möchte. Jemand, der von mir total beeindruckt ist und versucht, alles richtig zu machen. Perfektion ist langweilig und ja, das ist jetzt ungerecht. Aber was soll ich machen? Er kam dann noch im Laden vorbei, um sich zu verabschieden. Meine persische Kollegin meinte, nein, nicht. Passt nicht. Er hätte sie nicht inspiriert. Ich bräuchte einen wie Mr.Bickle. Aber eben NICHT Mr.Bickle.

Ja, ich brauche einen, der mich inspiriert. Der Power hat und Eier. Dicke Eier. Dicker als meine. Ich will auch umgehauen werden und total beeindruckt sein.

So leicht kommt man von der Liebe seines Lebens wohl nicht los. Vor allem, wenn man einmal in der Woche über irgendwelche Leute aus seinem Leben stolpert. Ich fürchte, ich habe es nicht ernst genug genommen. Nicht verstanden, wie groß das ganze war und wie wichtig es gewesen wäre, statt ihn durch Tür vor der Nase zuschlagen mal festzunageln und ihn zum Reden zu zwingen. Ich dachte, wir hätten den Rest unseres Lebens Zeit zum Reden. ich konnte mir nicht vorstellen, ihn wirklich zu verlieren. Er kam ja sonst auch immer wieder an. Wieso also diesmal nicht? Aber als er mir keine Wahl mehr gelassen hat, mich gezwungen hat, dem Elend ein Ende zu setzen, da hat was 'Klick' gemacht. Ein Schalter hat sich umgelegt und mein Bedürfnis, ihn zum Beispiel bei einem Event, bei dem er als DJ auflegt, einfach so zu besuchen wie früher, das ist weg. Ich hab zu viel Angst, ihm nahe zu kommen. Ein Teil von mir verkriecht sich bei dem Gedanken wie ein verängstigtes Wesen in der hintersten Ecke und fängt an zu zittern.

Ich habe zu viele Gefühle in dieses Ding gesteckt, um so ein Risiko einzugehen. Früher bin ich mit meiner Seele nicht so vorsichtig umgegangen. Etwas, was er glaube ich auch nicht so ganz versteht. Aber es war dann doch kein Spiel mehr. Und um da rauszukommen, werde ich noch Zeit brauchen.

Ey, ich liebe diesen Mann wirklich mit jeder Faser meines Herzens. Aber das haben wir gründlich vergeigt. Ich hätte gerne jemand, den ich so sehr lieben kann, der aber nicht zu kaputt ist, um eine echte Beziehung zu führen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen