Wow. Gestern bei der Party eines meiner besten Freundes hab ich zugeschaut, wie sich eine Bekannte auf Mr.Desaster gestürzt hat. Sie hatte schon neulich sehr eindeutig klargemacht, dass sie ihn ganz toll findet, als ich ihn dann heimgefahren habe. Gestern war er kaum ausm Taxi, da hing sie schon an ihm und ja, er hat mit ihr geknutscht. Und das einzige Gefühl, was hochkam, war eigentlich kein Gefühl, sondern die Erkenntnis, 'AHA, so läuft das also bei dem'.
Und prompt hat mich dann ein Pendant zu Bicklchen aufgerissen, der mir eher versehentlich ins Blickfeld geraten war. Also im selben Viertel wie mein Stenz geboren und aufgewachsener Nachtlebenmensch mit Migrationshintergrund. Jugoslawien statt Iran und ungefähr doppelt so umfangreich wie Bickle, aber der südländische zwingende Charme und die Portion Unverschämtheit, die mich immer herausfordert und das ganz böse Mädchen zu Tage fördert. Also durfte er mir seinen Wodka Lemon einflößen und mit mir so rumknutschen, dass schon Wetten angenommen wurden, ob das gutgehen kann oder ob er mich schlicht zerquetschen würde- oder ich einfach oben liegen müsste.
Und dann, als ich ihm klargemacht hatte, dass er mich aus technischen Gründen nicht würde so abfüllen können, dass ich tatsächlich mitgehen würde, war er wieder weg, mit seinen ganzen Compagneros Party machen. Ganz zum Schluss noch der dann schon eher uncharmante Versuch, mich doch noch abzuschleppen, dann bin ich genervt nach Hause. Unterwegs kam Sehnsucht auf. Meine? Bicklchens? Oder doch Mr.Desaster, der am anderen Ende der Stadt weitergefeiert hat. Ohne seine neue Flamme. Die völlig besoffen auch sehr früh abgehauen war.
Tja. Der Haben-wollen-Reflex ist auch kleiner geworden, denn von seriös ist der Kerl noch so weit weg wie Bickle. Und noch eine Erkenntnis trifft. Habe mich gefragt, wieso ich das nicht kann, mich einfach begeistert auf jemand stürzen. Zeigen, dass ich ihn mag. Spaß dran haben. Er braucht das offenbar. Als attraktiver Typ ist er es gewohnt, dass Frauen sich ihm an den Hals werfen. Genau wie ich dran gewöhnt bin, dass sich die Kerle auf mich stürzen und mich vögeln wollen. Kein Wunder, dass wir da nicht zusammengekommen sind. Da haben wir beide mal jemand gefunden, der so ganz anders als üblich drauf ist und so voll aneinander vorbei agiert.
Ich bin einfach so dermaßen übervorsichtig, dass ich Gefühle erst zulassen kann, wenn ich extrem eindeutige Signale bekomme. Das die dann meistens von den Falschen gesendet werden, liegt daran, dass mein Unterleib noch am empfänglichsten ist. Der ist wach und da, der Rest tief im Schneckenhaus. Und das aus gutem Grund. Traue ich mich dann da raus, fühle ich dann gleich viel zu viel. Und überfahre den Mann, der mich als zurückhaltend und cool kennengelernt hat.
Einfach offen und ergebnisunabhängig jemand gut finden, mögen, mich einfühlen in einen Mann, keine Chance. Ich ziehe mich sofort zurück, wenn es nicht gleich funktioniert und flüchte erleichtert zurück in den Singlestatus, wenn er nicht dranbleibt. Dabei fehlt vielleicht nur ein gesunder Impuls meinerseits. Aber nein, wie bei Bickle auch, bin ich dann halt weg. Punkt. Gefühle zulassen tut nur weh. Aber so komme ich halt auch nicht an die guten Gefühle dran. Ich muss erst den Schmerz zulassen, um den Rest auch wieder fühlen zu können. Einfach so ein gesundes Maß an Emotion und auch wieder Freude spüren. Ewig einbunkern wäre zwar einfach, aber macht einsam
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